Dachabdichtungen - Anforderungen
Dachflächen mit einer Neigung unter 5° werden als Flachdächer bezeichnet. Anstelle einer Dachdeckung erhalten sie eine Dachabdichtung. Auch besonders beanspruchte Stellen bei Dächern mit einer Neigung zwischen 5 und 25° können mit einer Dachabdichtung versehen...
Einleitung Dachflächen mit einer Neigung unter 5° werden als Flachdächer bezeichnet. Anstelle einer Dachdeckung erhalten sie eine Dachabdichtung. Auch besonders beanspruchte Stellen bei Dächern mit einer Neigung zwischen 5 und 25° können mit einer Dachabdichtung versehen werden. Grundsätzlich sind Dachabdichtungen für alle Dachformen geeignet. Sie werden auch gerne bei Sonderkonstruktionen wie z. B. Faltdächern, Hängewerken und kuppelartigen Dächern benutzt. Flachdächer werden in der Regel mit Gefälle ausgeführt. Man unterscheidet Flachdachkonstruktionen prinzipiell in Warmdächer (einschaliges, nicht belüftetes Flachdach) und Kaltdächer (zweischaliges, belüftetes Flachdach) , Sonderkonstruktionen bilden das Umkehr- und das Duodach . Gegenüber geneigten Dächern haben Flachdächer folgende Vorteile: geringes Eigengewicht der Dachhaut Belichtungsmöglichkeiten für innenliegende Räume zugängliche Aufstellung technischer Aggregate (Be- und Entlüftung u. Ä.) gestalterische Freiheit, z. B. spätere Erweiterung, Aufsattelung u. Ä. vielfältige Nutzungsmöglichkeiten, z. B. als begehbare Oberfläche, z. B. Dachterrasse befahrbare Oberfläche, z. B. Parkdach oder Parkdeck begrünte Oberfläche (intensiv oder extensiv), z. B. aus gestalterischen Gründen, Dachgarten Entsprechend des konstruktiven Aufbaus und der Nutzung eines Flachdaches werden an die verschiedenen Schichten, wie Dämmung oder Abdichtung, aber auch an die Belichtung und Entwässerung zusätzliche Anforderungen gestellt. Da die tragende Konstruktion des Flachdaches in der Regel auch den inneren Raumabschluss als obere Decke bildet sind auch bauphysikalische Aspekte, wie ein ausreichender Wärmeschutz und je nach Nutzung Schall- und Brandschutz zu gewähren. Flachdach Anforderungen Dachabdichtungen müssen primär folgende Anforderungen erfüllen: Eindringen von Niederschlagswasser in das zu schützende Bauwerk verhindern. Art der Stoffe, Anzahl der Lagen und deren Anordnung sowie das Verfahren zur Herstellung der Dachabdichtung müssen in ihrem Zusammenwirken und unter Berücksichtigung der Bewegungen der Unterlage die Funktion der Dachabdichtung sicherstellen. Dachabdichtungen müssen wasserdicht an Durchdringungen, wie Dachabläufe, Lichtkuppeln etc. und an aufgehende Bauteile angeschlossen werden. Sie müssen auf sie einwirkende planmäßig zu erwartende Lasten weiterleiten. Dachabdichtungen müssen bei Temperaturen von - 20 bis + 80 °C funktionsfähig bleiben. Eine dauerhafte Funktionsfähigkeit der Dachabdichtung wird durch die Dachneigung, Art der Beanspruchung, Auswahl der Stoffe, Art des Einbaus und Wartung beeinflusst. Begehbare Oberflächen Im Gegensatz zu ungenutzten Flachdachflächen müssen begehbare Oberflächen, die meist als Dachterrassen genutzt werden, über einen entsprechend verkehrssicheren Belag und eine ausreichende Möglichkeit der Entwässerung verfügen. Begehbares Flachdach Man unterscheidet dabei zwischen drei verschiedenen Konstruktionsprinzipien: eine Lagerung der Oberfläche, in der Regel aus großformatigen Platten oder Holzrosten, auf Stelzlagern, eine lose Verlegung von Fliesen oder Platten in einem feinkörnigen Bett, das die Wasserdurchlässigkeit zur wasserführenden Abdichtungsschicht garantiert, eine frostfeste Verlegung kleinformatiger Fliesen und Platten in einem keramischen Mörtelbett. Als wasserführende Schicht dient bei dieser Konstruktion die Oberfläche. Aufbau mit Stelzlagern Massivplatte Dampfsperre Wärmedämmung Abdichtung auf Dampfdruckausgleichsschicht mit oberer Schutzlage Stelzlager 5 cm Betonplatten Aufbau mit wasserdurchlässiger feinkörniger Schicht Stahlbeton Trennlage Abdichtung Extrudierter PS-Hartschaum Filtervlies Kiesschüttung, Körnung 6/9 Beton- oder Natursteinplatten mit Fugenkreuzen Verlegung kleinformatiger Fliesen oder Platten in frostfestem keramischen Mörtelbett Massivdecke mit Gefälle Dampfdruckausgleich (Lochbahn) Dampfsperre Wärmedämmung 3-lagige bituminöse Abdichtung Trennlage (PE-Folie, 2-lagig) Einkornbeton Bewehrter Verlegemörtel ? 4 cm Spaltplatten Trennfuge, oben mit dauerelastischer Abdichtung (e ca. 2 m/? 4 m2 ) Befahrbare Oberflächen Im Gegensatz zu den begehbaren Flachdächern müssen befahrbare, je nach dem zu erwartenden Verkehr (PKW, LKW), hohen Lasten standhalten. Sie können entweder als Parkterrasse, Parkdeck oder Hofkellerdecke ausgebildet sein. Auch abhängig von der sich unter der Parkfläche befindenden Nutzfläche werden an sie unterschiedliche Anforderungen gestellt. Befahrbares Flachdach Befahrbares Flachdach - Konstruktionsprinzip I 1. Stahlbeton 2. Gefällebeton 3. Dampfsperre auf Dampfdruckausgleichsschicht bzw. Kunststoff-Dachabdichtung auf Trennlage 4. Wärmedämmung WD oder WDS 9. Kies- bzw. Splittschüttung 10. Filtervlies 11. Stahlbetonfahrbahn bzw. Pflaster Befahrbares Flachdach - Konstruktionsprinzip II 1. Stahlbeton 2. Gefällebeton 3. Dampfsperre auf Dampfdruckausgleichsschicht bzw. Kunststoff-Dachabdichtung auf Trennlage 4. Wärmedämmung WD oder WDS 5. Flachdachabdichtung (mehrlagige Bitumenabdichtung) oder einlagige Kunststoff-Dichtungsbahn auf Trennlage) 7. doppellagige Trenn- bzw. Gleitschicht 9. Kies- bzw. Splittschüttung 10. Filtervlies 11. Stahlbetonfahrbahn bzw. Pflaster 12. Trenn- und Dehnungsfuge mit Dichtung Begrünte Oberflächen Eine Dachbegrünung weist sowohl beim Neubau als auch bei Sanierungen eine Vielzahl von Vorteilen unter verschiedenen Gesichtspunkten auf. Begrüntes Flachdach Bautechnische Vorteile Sommerlicher und winterlicher Wärmeschutz Schallschutz Verminderung der Beanspruchung der Dachabdichtung durch UV-Strahlung, große Temperaturdifferenzen und mechanische Belastungen Ökonomische Vorteile Verlängerung der Lebensdauer des Gesamtaufbaus Verminderung der Wärmeverluste durch Dämmwirkung Einsparung von Regenwassergebühren durch Wegfall versiegelter Flächen Reduzierung abwassertechnischer Anlagen (z. B. Verminderung der Abflussquerschnitte von Fallleitungen) Ökologische und gestalterische bzw. städtebauliche Vorteile Regenwasserrückhaltung Verbesserung des Kleinklimas durch Staubbindung, Luftkühlung und Erhöhung der Luftfeuchtigkeit Lebensraum für Flora und Fauna Arten der Dachbegrünung Dachbegrünungen werden abhängig von ihrer Nutzung und den bautechnischen Gegebenheiten in Extensiv- und Intensivbegrünung unterschieden. Extensivbegrünung Als Extensivbegrünung bezeichnet man Vegetationsformen, die sich weitgehend selbst erhalten und weiterentwickeln. Es werden Pflanzen, die besonders für extreme Standortbedingungen geeignet sind und wenig Pflege benötigen, wie Moose, Sedumarten, Kräuter und Gräser verwendet. Extensivbegrünungen zeichnen sich durch eine verhältnismäßig einfache Herstellung, geringe Aufbauhöhe und geringes Gewicht aus. Sie sind daher auch insbesondere für den Sanierungsbereich geeignet. Extensiv begrüntes Flachdach Einfache Intensivbegrünungen Als einfache Intensivbegrünung bezeichnet man eine Begrünung mit Gräsern, Stauden und Gehölzen. Im Vergleich zur Extensivbegrünung stellen diese Pflanzen bereits höhere Anforderungen an die Vegetationstragschicht und die Wasser- und Nährstoffversorgung. Sowohl der Herstellungsaufwand als auch die Schichtdicke und entsprechend das Gewicht sind deutlich höher. Des Weiteren steigt mit dem Anspruch bzw. den Anforderungen der Pflanzen auch der Pflegebedarf. Einfach intensiv begrüntes Flachdach Einfach intensiv begrüntes Flachdach-Konstruktionsprinzip Intensivbegrünungen Als Intensivbegrünung bezeichnet man eine Begrünung mit aufwändigeren Pflanzungen, wie Stauden und Gehölzen und gelegentlich auch Bäumen. Diese Begrünungsart bietet die vielfältigsten Nutzungs- und Gestaltungsmöglichkeiten. Im Vergleich zur Extensiv- und einfachen Intensivbegrünung stellen diese Pflanzen höchste Anforderungen an die Vegetationstragschicht und die Wasser- und Nährstoffversorgung. Sowohl der Herstellungsaufwand als auch die Schichtdicke und entsprechend das Gewicht sind deutlich höher. Des Weiteren steigt mit dem Anspruch bzw. den Anforderungen der Pflanzen auch der Pflegebedarf. Intensiv begrüntes Flachdach Intensiv begrüntes Flachdach-Konstruktionsprinzip Abdichtungsstoffe Bei Abdichtungen im Flachdachbereich muss die Auswahl der Abdichtungsstoffe einerseits sowohl bei ungenutzten als auch genutzten Dachflächen für den Verwendungszweck geeignet und andererseits auf die Unterlage, z. B. den Dämmstoff, die tragende Dachkonstruktion, abgestimmt sein. Man unterscheidet Dachabdichtungsstoffe in bituminöse Abdichtungen und Kunststoffabdichtungen, wie: Bitumenbahnen (Trägereinlagen mit beidseitigen Bitumen-Deckschichten) Gussasphalt Polymerbitumenbahnen (Elastomerbitumenbahnen PYE und Plastomerbitumenbahnen PYP ) Kunststoff- und Kautschuk-Dichtungsbahnen Die genormten Werkstoffe für Abdichtungen sind in nachfolgenden Tabellen aufgelistet: Tabelle Polymerbitumen-Schweißbahnen Tabelle Polymerbitumen-Dachdichtungsbahnen Tabelle Bitumen-Schweißbahnen Tabelle Bitumen-Schweißbahnen Tabelle Dachdichtungs- und Bitumenbahnen Tabelle Dachdichtungs- und Bitumenbahnen Außer diesen genormten Bahnen haben sich Bitumenbahnen und Polymerbitumenbahnen mit Verbundträgereinlagen in der Praxis bewährt. Verarbeitung Tabelle 16 Ausführungsbeispiele für geschlossene Gebäude bis 20 m Gebäudehöhe Die Verarbeitung der einzelnen Abdichtungsstoffe wird nach Materialien unterschieden: Bitumenvoranstrich und Bitumenklebemasse Bitumenvoranstrich wird durch Streichen, Rollen oder Spritzen vollflächig auf den besenreinen Untergrund aufgetragen. Vor der Verarbeitung müssen weitere Dachaufbauschichten ausreichend durchgetrocknet sein. Heiß zu verarbeitende Bitumenklebemassen werden je nach Bitumensorte mit einer Verarbeitungstemperatur von ca. 200 °C aufgetragen. Temperaturen über 230 °C sollten bei der Aufbereitung der Klebemasse vermieden werden. Bitumenklebemassen auf Deckanstrich Dampfsperre und Ausgleichsschicht Eine Dampfsperre dient dazu die Wasserdampfdiffusion in den Dachaufbau zu verhindern bzw. zu vermindern. Sie ist entsprechend des zu erwartenden Temperaturgefälles zwischen innen und außen und des zu erwartenden Feuchtigkeitsanfalls zu wählen. Bei der Verwendung von Bitumenbahnen mit Metallbandeinlage und Metall-Kunststoff-Verbund-Einlage werden hohe Dampfsperrwirkungen erreicht. Diese Bahnen werden im Gießverfahren mit Heißbitumen vollflächig auf einer Ausgleichsschicht aufgebracht. Dampfsperrbahnen, wie Schweißbahnen, können die Funktion der Ausgleichsschicht unmittelbar übernehmen, wenn sie teilflächig verklebt, lose verlegt oder mechanisch befestigt werden. Aufgrund ihrer rissüberbrückenden Eigenschaften können schweißbare Dampfsperrbahnen mit Deckschichten aus Polymerbitumen auch vollflächig aufgeschweißt werden. Bitumenbahnen Dachabdichtungen können voll- oder teilflächig auf dem Untergrund verklebt, mechanisch befestigt oder lose verlegt werden. Die Forderungen nach DIN 1055 gegen das Abheben durch Windsog müssen dabei berücksichtigt werden. Die einzelnen Lagen sollten mit Quernahtversatz verlegt werden; ihre Überdeckung an Längs- und Quernähten sollte mind. 8 cm betragen. Bei einer mehrlagigen Abdichtung werden die Bahnen versetzt angeordnet. Anordnung der Oberlage bei fabrikmäßig bestreuten Bahnen Anordnung der Bahnen Schweißverfahren (Schmelzverfahren) Beim Schweißverfahren werden die zu verklebenden Bitumenbahnen aufgeschmolzen und unter leichtem Druck so eingerollt, dass sie vollflächig mit dem Untergrund verkleben. In Anschlussbereichen kann eine solche Verklebung auch im Umklappverfahren durchgeführt werden. Dabei werden die Bahnen beispielsweise in meterbreiten Abschnitten vor Ort ausgelegt, die Rückseite ganzflächig angeschmolzen und der Abschnitt umgeklappt und angedrückt. Bei Arbeiten mit offener Flamme sind Vorsichtsmaßnahmen zu treffen! Schweißverfahren Gießverfahren Beim Gießverfahren werden Dachdichtungs- und Dachbahnen verwendet. Dabei wird die Heißbitumenklebemasse reichlich vor der Bahn aufgegossen, so dass beim Einrollen der Bahn vor der Rolle in ganzer Bahnenbreite ein Klebemassenwulst entsteht. An den Bahnenrändern wird das austretende Klebebitumen glattgestrichen. Bei fabrikmäßig bestreuten Bitumenbahnen wird das an der sichtbaren Kante herausgequollene Bitumen entweder durch geeignete Maßnahmen entfernt oder mit dem gleichen Bestreuungsmaterial eingestreut. Gießverfahren Bürstenstreichverfahren Beim Bürstenstreichverfahren werden Dachdichtungs- und Dachbahnen verwendet. Dabei wird Heißbitumenklebemasse vor die Bahn in Bürstenstrichbreite quer zur Verlegerichtung aufgetragen, so dass beim Einrollen der Bahn vor der Rolle in ganzer Bahnenbreite ein Klebemassenwulst entsteht. An den Längs- und Querrändern muss die Bitumenklebemasse sichtbar heraustreten. Bei Unter- und Zwischenlagen wird das austretende Klebebitumen glattgestrichen. Bei fabrikmäßig bestreuten Bitumenbahnen wird das an der sichtbaren Kante herausgequollene Bitumen entweder durch geeignete Maßnahmen entfernt oder mit dem gleichen Bestreuungsmaterial eingestreut. Kaltselbstklebeverfahren Beim Kaltselbstklebeverfahren werden kaltselbstklebende Polymerbitumenbahnen verwendet. Durch Abziehen der unterseitigen Trennschicht wird die Bahn unter Druck teil- oder vollflächig aufgeklebt. Dabei ist darauf zu achten dass der Untergrund geeignet und entsprechend vorbereitet ist. Kaltselbstklebeverfahren Nagelung Dampfsperre oder die erste Lage der Abdichtung werden auf Holzschalung oder -werkstoffen im Bereich der Überdeckung verdeckt mit verzinkten Breitkopfstiften befestigt. Dabei sollte der Nagelabstand 5 - 10 cm betragen, Überdeckungen sind zu verkleben. Auf anderen nagelbaren Unterkonstruktionen sind entsprechende Spezialnägel zu verwenden. Nageln der 1. Lage Mechanische Befestigungen Bei mechanischen Befestigungen wird nur die erste Lage einer Dachabdichtung mechanisch befestigt, die weiteren Lagen werden nach einem der beschriebenen Verfahren aufgeklebt. Nur bei einlagigen Dachabdichtungen aus Polymerbitumenbahnen wird die Abdichtungslage selbst mechanisch befestigt. Dafür werden je nach Untergrund entsprechende Befestigungsmittel, wie z. B. Breitkopfstifte, Tellerdübel, Schrauben, Laschen oder Metallbänder verwendet. Mechanische Befestigung auf Stahltrapezprofilen Bauphysikalische und technische Anforderungen Bei den bauphysikalischen Anforderungen an Dachabdichtungen steht ein ausreichender Schutz gegen eindringende Feuchtigkeit im Vordergrund. Des Weiteren müssen Dachabdichtungen extrem witterungsbeständig sein; dies gilt vor allem für UV-Licht aufgrund direkter Sonneneinstrahlung und große Temperaturdifferenzen bzw. -spannungen, wie z. B. an Tagen, an denen es morgens gefroren ist und mittags die Sonne scheint oder wenn ein kalter Gewitterregen inkl. Hagel auf eine sehr heiße Dachhaut trifft. Aber auch die Luftdichtheit und eine Verhinderung von Wärmebrücken und der Bildung von Tauwasser der gesamten Dachkonstruktion, auch durch die Wahl aufeinander abgestimmter geeigneter Materialen, spielt eine wichtige Rolle.
Quelle: HeinzeBauOffice