Lange leben - ohne Barrieren

Lange leben – ohne Barrieren

Institut Wohnen im Alter kehrt an den Staffelsee zurück –
Experten-Tipps für öffentliche und private Bauherrn


Von Nadja Hoffmann
Verstellbare Nachtschränke am Bett, niedrige Fenstergriffe oder Absenkungen für Mülltonnen, damit diese auch bequem von jemand geöffnet werden können, der im Rollstuhl sitzt. Kleine Dinge nur, die im Alltag von Menschen mit Einschränkungen aber große Auswirkungen haben können. "Es gibt in einer Wohnung bis zu 30 Barrieren", sagt Joachim Giessler.

Er befasst sich professionell mit dem Thema – schwerpunktmäßig mit dem Wohnen im Alter. So lautet auch der Name des Instituts, das Giessler leitet und das seinen Sitz nun zurück zum Staffelsee verlegt hat. Dort war der gemeinnützige Verein im Jahr 2003 gegründet worden. Zwischenzeitlich hat Giessler von Bad Tölz aus gearbeitet. Nun laufen die Fäden aber in seinem Architekturbüro in Seehausen zusammen. Das Institut ist laut dessen Leiter ein interdisziplinärer Zusammenschluss von Fachleuten, die sich mit dem Thema Wohnen und Leben im Alter auskennen.

"Es wird viel über DIN-Normen geredet", erklärt Giessler. "Aber die sagen nichts über den Menschen aus." Deshalb gehören zu den Mitgliedern und Partnern des Instituts Architekten genauso wie Pflegespezialisten, Möbelfachleute, Ärzte und Designer. Sie arbeiten zudem mit Verbänden wie dem VdK und dem Bundesarbeitskreis Altbauerneuerung (BAKA) zusammen.

Problem dabei:"Altern ist noch immer ein Tabu-Thema", sagt Giessler. Niemand wolle sich vorstellen, wie es ist, zum Beispiel stark bewegungseingeschränkt im Bett zu liegen. Welche Funktionen braucht das Möbelstück in einem solchen Fall und welche Hilfsmittel benötige ich, um beispielsweise problemlos weiter das Internet nutzen zu können? Wie sollte das Zimmer angeordnet sein, damit ich mir dort ein leben einrichten kann? Und was kann ich dagegen tun, dass ich nich wundliege? Viele Fragen, bei deren Beantwortung die Mitglieder des Vereins ihre verschiedenen Sichtweisen einfließen lassen. Das Ergebnis is vielfältig: So halten Vertreter des Instituts Vorträge, gestalten Messen, beraten bei privaten Anliegen und öffentlichen Projekten.

In Garmisch-Partenkirchen war "Wohnen im Alter" zum Beispiel bei der Gestaltung des Aschenbrenner-Museums beteiligt. In Bad Bayersoien hat das Institut seine Mitarbeit beim Umbau des Kurhauses angeboten. In Bad Kohlgrub hätte sich der Verein gern an einem Konzept für die künftige, am Tourismus ausgerichtete Ortsgestaltung beteiligt. Beide Male habe es geheißen: Kein Interesse.

Natürlich, erklärt Giessler, würden die Mitglieder ihre Arbeit nicht ohne Bezahlung anbieten. Aber der soziale Aspekt würde bei dem Verein stets im Vordergrund stehen. Doch befürchtet der Vorsitzende des Vereins , wird das Thema auch in Zukunft kein schönes sein – wenn auch ein immer wichtigeres. Die demografischen Prognosen sind eindeutig. Schon in 20 Jahren – heißt es im Altenbericht der Bundesregierung – wird es doppelt so viele Senioren geben wie junge Leute.


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